Mengener Jagdhornbläser stellen sich dem Bundeswettbewerb
Noch zwölf Proben, dann geht es auf Schloss Kranichstein
Von Vera Romeu
Mengen – Der Widerhall der Jagdsignale erfüllt den Frühlingswald. Die Vögel stört es kaum, sie singen weiter. Das helle Gün der Blätter bebt unter der leichten Brise. Wer zufällig in der Nähe ist, wird staunend feststellen: Es findet natürlich keine Jagd statt, es sind die Mengener Jagdhornbläser, die gerade die Jagdsignale proben. Sie proben oft, sie arbeiten hart und ernst unter der Leitung ihres musikalischen Leiter Fritz Fischer. Nachdem sie im vergangenen Jahr Landessieger beim Wettbewerb im Jagdhornblasen geworden sind, haben sie sich das nächst höhere Ziel gesteckt, nämlich sich der Herausforderung beim Bundeswettbewerb zu stellen. Am Sonntag, 9. Juni findet auf Jagdschloss Kranichstein bei Darmstadt der 27. Bundeswettbewerb im Jagdhornblasen statt, die Mengener Gruppe wird dabei sein.
Im März hat die Gruppe intern über die Teilnahme abgestimmt und sich dafür entschieden. Dann wurde der Terminplan für die Proben festgemacht: 36 waren es insgesamt, jetzt sind es noch zwölf bis zum Wettbewerb. Die Jäger treffen sich mehrfach in der Woche zu Register- und Gesamtproben in der Lichtung bei der Köhlerhütte, ihrem Probelokal. Die Disziplin ist stark, jeder bringt 100 Prozent Einsatz. Inzwischen proben die Bläser schon ohne Noten, beim Wettbewerb sind sie nicht zugelassen. Tonreinheit, Intonation, Artikulation, Phrasierung, Tempi und Notengerechter Vortrag, alles wird auf hohem Niveau geübt. Dem musikalischen Leiter Fritz Fischer entgeht nichts, er fordert hohe Präzision und Konzentration ein. Alle ziehen an einem Strang und haben das anspruchsvolle Ziel vor Augen. „Wir vertreten beim Bundeswettbewerb unseren Landesverband, wir wollen wissen, wo unsere Grenzen sind, wir wollen das Niveau erreichen und uns dem Leistungsvergleich stellen“, erklärt Fischer. 1984 war die Mengener Jagdhorngruppe Landessieger gewesen und hatte 1985 am Bundeswettbewerb teilgenommen. Damals war musikalischer Leiter Fischer gerade 24 Jahre alt, der jüngste musikalische Leiter überhaupt. Drei Bläser sind noch aus der früheren Truppe dabei, die jungen Bläser haben sich für die Teilnahme in diesem Jahr stark gemacht. „Auch sie wollten mal erleben, wie das ist, weil wir heute noch von den Erlebnissen von 1984/85 schwärmen“, berichtet Fischer. Die Mengener Gruppe besteht derzeit aus 18 Männern, sie blasen auf Fürst-Pleß-Hörner und Parforcehörner.
Erklärtes Ziel des Bundeswettbewerbs ist, die Jäger mit den Deutschen Jagdsignalen vertraut zu machen, eine einheitliche Vortragsweise bei den Jagdsignalen zu erreichen. Die Anforderungen sind hoch. Die Mengener Jagdhornbläser beherrschen 18 Jagdsignale auswendig. Sie tragen Namen wie „Begrüßung“, „Aufmunterung zum Treiben“, „Hunderuf“, „Wagenruf“, „Fuchs tot“, „Muffel tot“, „Sau tot, „Reh tot“, „Bär tot“, „Jagd vorbei – Halali“ und erinnern an die vielen Jagdgemälde früherer Zeiten, auf denen Gesellschaften sich über weite Strecken im Wald mittels dieser Signale verständigten. Beim Wettbewerb werden die Begrüßung, drei Jagdsignale und ein Mehrstimmiges Selbstwahlstück gefordert, welche, das wird per Losverfahren eine halbe Stunde vor Auftritt festgelegt.
Jede Probe beginnt mit dem Einspielen. Die Konzentration wird hergestellt, technisches Können geübt. Es stellt sich die Arbeitsatmosphäre ein. Dann ruft Fischer die Signale auf, die geübt werden, singt sie an, spricht die schwierigen Passagen an und gibt den Einsatz. Die Stechmücken sind auch schon da und stören die Probe. Doch lassen sich die Jagdhornbläser nicht aus der Konzentration bringen. Und üben noch einmal die schwierige Passage, und nochmal das ganze Stück. Die Stimmung in der Gruppe ist trotz der harten Vorbereitung erstaunlich harmonisch und kameradschaftlich. Noch sind es zwölf Proben, dann geht es nach Schloss Kranichstein zum Bundeswettbewerb.
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